Das ist mein Thema: Schaltet bitte den Hausverstand ein!
Frau Salomon, wie kam es zu Ihrem großen Interesse für die Themen Ernährung & Kochen?
(schmunzelt) Das hat eine eigene Geschichte… weil ich schon einmal ein Buch geschrieben hab über das Essen. Es gab eine journalistische Reihe – eine Streitschriftenreihe – bei Leykam (Buchverlag, Anmerkung der Red.). Die haben natürlich, wie immer, zu viele Männer und keine Frauen als Autoren gehabt - und die haben mich gefragt, ob ich nicht eine Streitschrift schreiben will. Ich schreibe relativ oft über die Verschandelung im städtischen Raum – und damals hab ich mir gedacht, ich mach das. Aber dann hab ich am Abend eine Einladung gehabt – und an diesem Abend, da waren Leute… die einen haben keine Proteine gegessen, die anderen nur vegan… und ich hab mir nur gedacht: Sind jetzt alle verrückt geworden beim Essen?
Dann hab ich, aus Jux und Tollerei, dem Verlag gesagt: Wissen's was? Ich schreib eine Streitschrift über die essensneurotische Gesellschaft: "Iss oder stirb (nicht)!". Das war eigentlich ein Erfolg – und dadurch war ich dann oft in irgendwelchen "Essenssettings", wo man Podiumsdiskussionen gehabt hat und so… und irgendwie hat sich das Essensthema dadurch in mein Leben geschlichen. (lacht)
Salomonisch serviert ist also bereits Ihr zweites Buch zum Thema Essen – und wohl nicht ganz mit anderen Kochbüchern zu vergleichen…
Es gibt immer ein Rezept – und dann hab ich jeweils eine "quietschende Kurve" aus meinem Leben dazugeschrieben, wo's viel um die Rezepte meiner Familie, meine Geschichte und mein Leben mit Freunden und Familie geht. Es sind schon auch die Kolumnen meines Lebens – also die Themen meines Lebens – drinnen, aber es hat bissl eine leichtere Note, als ich sonst habe in der Zeitung, es sind eher amüsantere Kolumnen. Ich hab eine Zeit lang ja auch in unserer Beilage "Mein Sonntag"(Kurier Sonntagsbeilage, Anmerkung der Red.) eine Kolumne geschrieben, über mein Leben mit meinen Freunden und meiner Familie – davon sind etliche auch im Buch.
Wie genau darf man sich das vorstellen – was erwartet den Leser, wenn er Ihr Buch aufschlägt? Können Sie uns ein Beispiel nennen?
Zum Beispiel die "Kombinäsch" (Kombinage: altmodische Damenunterwäsche, Anmerkung der Red.), die meine Schwiegermutter immer getragen hat – als junges Mädchen hab ich das gar nicht gekannt und fand das total witzig. (lacht) Dieser "Kombinäsch" hab ich eine Kolumne gewidmet, dann hab ich quasi einen persönlichen Text – hier über meine Schwiegermutter, die mir auch das Wienerische beigebracht hat – geschrieben und danach kommt ein Rezept meiner Schwiegermutter. So bildet jedes Kapitel einen kleinen "Kosmos", sozusagen!
Welche Art von Rezepten findet sich in Salomonisch serviert?
Ich bin keine Magerköchin: Bei mir gibt’s Schlagobers, Butter und so – es ist also kein Diät-Kochbuch! (lacht) Viele Sachen gehen schnell, manche sind aber auch… Naja, also: Ich liebe zum Beispiel Teige. Ein Mürbteig geht bei mir schnell. Aber Leute, die nicht gern Teig kneten, werden bei manchen Rezepten sagen: "Woah, das ist mir zu kompliziert!" Ich denk mir halt: Mürbteig ist was, das eh flott geht – aber manche Leute schreckt das.
Zu unserem Küchentratsch mit Martina Salomon haben Sie ein besonders flottes Tortenrezept mitgebracht. Erzählen Sie uns doch bitte ein bisschen mehr über Ihre sogenannte "Blitztorte"!
Bei uns waren immer viele Kinder, ich selbst hab zwei. Ich hab Teilzeit gearbeitet, als die Kinder klein waren und das ist ein Rezept, das hab ich immer gemacht, wenn quasi schnell irgendwer zu uns mitgekommen ist, weil: Diese Zutaten hat man immer daheim – und mit irgendeinem Dosenobst geht's genauso. An sich ist das ein schnelles Omelette meiner Mutter: Zusammengeklappt, mit Marillenmarmelade ist das super für Kinder! Ich hab's quasi weiterentwickelt und nenne es "Blitztorte": Ein Omelette mit Schlagobers und Obst drauf – und ich tu ein bissl Eierlikör und Kokos drüber. Das schaut nett aus – UND geht superflott! (lacht)
Unbedingt kosten: Martina Salomons Blitztorte!
Glauben, Sie dass Schule helfen könnte, bzw. sollte, jungen Leuten – also der nächsten Generation – wieder mehr "Vernunft", oder einfach eine entspanntere Herangehensweise zum Thema Ernährung zu vermitteln?
Das glaub ich zwar schon – wobei hier die Gefahr halt wieder groß ist, dass man alles, was daheim nicht passiert, an die Schule delegiert. Das muss zwar wahrscheinlich so sein… aber in Wahrheit muss schon im Kindergarten begonnen werden. Nur fängt da jetzt wieder dieser Ernährungswahnsinn an, dass es zum Beispiel irgendein neues Gesetz gibt, laut dem Eltern keine Kuchen mitnehmen dürfen in Kindergarten oder Schule – das ist ja wieder der völlige Wahnsinn.
Viele sind der Meinung, selber Kochen & Backen wäre auch eine Zeit- bzw. Kostenfrage…
Ich hab einen befreundeten Fleischhauer und der beobachtet auch: Die Leut' können überhaupt nicht mehr kochen! Es ärgert mich dann auch oft, wenn die Leute sagen: "Naja, Sie sind ja stellvertretende Chefredakteurin und das ist sowieso so elitär, das Kochen…" Aber ich schau mir dann die Einkaufswagerl der Leute, die wenig Geld haben, an und denk mir oft: Gerade die, die wenig Geld haben, kaufen teuer ein! Chips mit Fertigsauce zum Beispiel, statt Kartoffeln mit Butter – das ist gesünder UND billiger. Es ist auch ein Blödsinn, dass man keine Zeit hat – die Leute sitzen Stunden am Tag vorm Fernseher oder vor sozialen Medien, das gibt's nicht, dass da nicht auch Zeit für's Kochen ist.
Trotzdem ist Fast Food nach wie vor allgegenwärtig.
Ja, das ganze Fast Food… ich mein, das hab ich in Amerika gesehen, schon vor 20, 25 Jahren – zu uns ist das jetzt natürlich auch gekommen. Dass niemand mehr frühstückt zum Beispiel, jeder mit seinem Kaffeebecher ins Büro geht: Wahnsinn… Die Leute kapieren die Logistik nimmer, dass man kocht und einen Geschirrspüler einräumt, oder ich weiß nicht, was da los ist… Es ist letztlich viel teurer, wenn man alles irgendwie fertig kauft – da darf man sich dann nicht beklagen, dass das Essen so teuer ist.
...ich brauch was Warmes zum Essen - wenn ich nix Warmes krieg, bin ich eh schon grantig!
Wie stehen Sie zu vegetarischem oder veganem Essen: Schmeckt es Ihnen?
Mein Bruder war Vegetarier, dann war er Veganer – und ich hab das ja immer wieder auch begleitet, weil ich oft zu Weihnachten für Familienfeiern koche. Und was waren gute Rezepte! Mandelreis mit einer Gemüsepfanne und Erdnusssauce zum Beispiel – super! Wir anderen haben dann halt ein kleines Stück Fleisch dazu gegessen. Ich bin jetzt zwar auch nicht so, dass ich ununterbrochen Fleisch brauche, aber ich denk mir: Es geht um Abwägungen.
Ich habe mich für das Buch ja auch mit Wissenschaftlern beschäftigt. Ich habe es nicht nur "einfach so" aus meinem Bauch heraus geschrieben, sondern echt recherchiert, z.B. mit Ernährungswissenschaftlern.
Viele Veganer behaupten allerdings, es gehe ihnen wesentlich besser, seitdem sie ihre Ernährung umgestellt hätten.
Die Frage ist, wie sie sich vorher ernährt haben: Vielleicht haben sie sich vorher schon schlecht ernährt? Und ich mein, ich find's dann immer lustig, dass irgendwelche Raucher sich vegan ernähren. Da denk' ich mir: Hört auf zu rauchen, das ist gesünder.
Nun könnte man behaupten, "normales" Kochen hätte auch viel mit Bequemlichkeit zu tun. Vegetarisch oder vegan zu kochen ist insgesamt ja doch aufwändiger, oder?
Naja… also gestern zum Beispiel bin ich um halb sechs heimgezischt, um halb acht sind Leute gekommen. Ich hab mir gedacht, ich hau' schnell ein Roastbeef in den Ofen, dazu gibt’s Kartoffeln und Knoblauchbrot oder so. Dann hat eine gesagt, sie ist Vegetarierin – und ich hab mir gedacht: "Uff, na super…" (lacht) Also ja, es ist schon aufwendiger, für Vegetarier zu kochen. Ich liebe viele Beilagen, Quiches und so, aber wenn man ganz schnell kocht, nach der Arbeit schnell heimrennt… ja, es ist schon ein bissl aufwendiger, für Vegetarier zu kochen, das stimmt schon.
Nachdem ich mich immer wieder mit Kochsachen beschäftige, hab ich mir auch angeschaut, wie so die veganen Rezepte sind für Kuchen. Da muss man dann Feigen faschieren… das ist schon mühsam. Ich hab mir damals auch ein veganes Kochbuch gekauft und Sachen nachgekocht… aber die hab ich dann doch nicht reingegeben (zeigt auf ihr Buch). Die Erdnusssauce zum Beispiel, die war zwar irrsinnig gut, aber: Da darf man ja nicht einmal Honig verwenden, sondern Agavensaft und ich weiß nicht was… es ist SEHR teuer, sich vegan zu ernähren. Oder: Ich hab ein Maronirisotto gemacht, will gerade Butter reinrühren – und denk mir: "Ah, das geht ja auch nicht!" Da kann man nur Mandelreis mit Mandelmilch und solchen Sachen machen, was eh nicht schlecht schmeckt – aber es ist schon ein bissl mühsam… ist nicht meins.
Mandelreis, veganer Kuchen – Sie sind also trotz allem nach wie vor offen für Experimente und neue Rezeptideen?
Absolut – deswegen schau ich ja dann auch auf ichkoche.at! (lacht) Ihr habt's jetzt – ist mir aufgefallen, weil ich gestern reingeschaut und mir gedacht hab, das muss ich nachkochen – eine Mangold Quiche mit Ziegenkäse. Die hab ich gleich rauskopiert! Ich hab auch eine riesige Sammlung an Kochbüchern und reiß' ununterbrochen irgendwo in Zeitschriften Rezepte raus. Und ich hab zwar eine Ordnung, such aber trotzdem immer wieder. Darum hab ich dieses Kochbuch auch geschrieben: Das ist ein großer Teil meiner Lieblingsrezepte, so hab ich die alle beisammen – und jetzt brauch ich nimmer nachschauen! (lacht)
Wir bedanken uns für das interessante Gespräch!
"Salomonisch Serviert": Die Rezension zum Nachlesen!